Dienstag, 9. Juni 2015

[Slowenien] Ein Krankenhaus am Ende der Welt


Hallo Leute!

Der Zweite Weltkrieg hat viele ungewöhnliche Orte zurückgelassen. Auf einen davon stießen wir auf unserer Autorundreise in Slowenien...

Partisanenkrankenhaus Franja
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Lage
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Das Partisanenspital findet man heute noch kaum. Er befindet sich im Hinterland, mitten in den Julischen Alpen in der Nähe des Dorfes Dolenji Novaki bei Cerkno. Schon die Anfahrt ist abenteuerlich über enge, kurvige Straßen findet man die Zufahrt zum Parkplatz unterhalb des Dorfes. Vom Parkplatz aus sind es noch etwa 500 m zu Fuss hinein in die Klamm. Man muss gut zu Fuss und einigermaßen trittfest sein, denn die schwer zugängliche Klamm muss erklettert werden. Aufgrund der Holzplanken ist es jedoch einigermaßen sicher - zumindest bei gutem Wetter.






Besichtigung
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Die Besichtigung geht (wetterbedingt) nur im Sommer von 9 bis 18 Uhr und kostet für Erwachsene 5€. Bei starkem Regenfall ist keine Besichtigung möglich.




Geschichte
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Die Partisanen im 2. Weltkrieg hatten zahlreiche Lazarette, die entlegen und versteckt aufgebaut wurden. Das Partisanenlazarett Franja ist das Bekannteste. Erste Verwundete kamen an Weihnachten 1943 in die erste Holzbaracke. Der Weg dorthin war beschwerlich. Die Verwundeten bekamen das Gesicht verdeckt, damit niemand die Lage des Spitals verraten konnte (auch nicht unter Folter).

Peu à peu wuchs das Lager auf 14 Baracken an, die in der engen Klamm teils sogar über den Fluss gespannt. So wurden in den rund 1 1/2 Jahren 522 Verwundete behandelt, nur 78 starben. 80 Angehörige stammten aus anderen Ländern, darunter auch 2 Wehrmachtssoldaten, die nach Genesung bis Ende des Krieges blieben (als Träger und Pflegehelfer). Man entwickelte ein sehr modernes System mit einem Operationssaal, einer Isolierstation und einer Baracke, die ausschließlich Invaliden vorbehalten war. Sogar ein eigenes kleines Kraftwerk, eine Wäscherei und eine eigene Werkstatt für Reparaturen.



Die Baracken wurden mit Flecktarn bestrichen und die Dächer mit Moos getarnt, so dass es zwar Angriffe gab, das Krankenhaus aber nie wirklich gefunden wurde. Es gab 2 Bunker, die permanent zur Bewachung angelegt waren.

Das original Krankenhaus wurde bei einem Unwetter 2007 beinahe vollständig zerstört. Nur eine der 14 Baracken blieb erhalten, die anderen Hütten wurden mit dem ansteigenden Fluss weggespült und bis ins Jahr 2010 vollständig und authentisch wieder aufgebaut.



Fazit
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Der Besuch im Partisanenlazarett ist ein absolutes Slowenien-Highlight. Auch heute ist es noch so verborgen, dass man es ohne Navi kaum findet. Schon der Marsch vom Parkplatz in die Klamm ist ein Erlebnis. Den tosenden Fluss entlang kommt man zur Holzkonstruktion, die man nach oben steigt. Und wenn man dann bedenkt, dass die Leute damals zwar auch Stufen im Fels hatten, aber keine solche abgesicherten Holzplanken, über die die verletzten Partisanen nach oben getragen wurden, bekommt man eine Gänsehaut.

Kommt man dann nach oben, steht man unvermittelt vor den 14 Baracken und kann sich kaum vorstellen, dass hier mehr als 500 Verwundete behandelt wurden - wirklich vollständig isoliert von der Außenwelt, teils nur mit ein paar Holzbohlen vom tosenden Fluss getrennt. Doch dann kommt man in die Räume, die Apotheke, die gepolsterten Betten im Offiziersraum, man findet die für damalige Verhältnisse modernste Technik, sogar das eigene E-Werk und das wirklich am Ende der Welt. Ein außergewöhnlicher und beeindruckender Ort.

In diesem Sinne

Eure Anke

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