Mittwoch, 28. Oktober 2015

[Ägypten] Stufentempel

Hallo Leute!

Viele Leute, die den Begriff "Luxor" hören, bringen ihn entweder mit einem Computerspiel oder mit einem Anschlag auf Touristen aus dem Jahr 1997 in Verbindung. Ich habe mich mit diesem Anschlag vorher bewusst nicht auseinandergesetzt, mir nicht mal angeschaut, wo es passierte. Doch als in zum Start unserer Westbank-Tour (wir waren vorher nur bei den Memnon-Kolossen) stand, kamen mir die Bilder in den Kopf, die ich damals als 13jährige in den Nachrichten sah und wusste sofort - das war hier...

Totentempel der Hatschepsut
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Lage
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Der Totentempel liegt eng an einen Felsen geschmiegt in Theben-West, einer der größten Nekropolen des Altertums. Direkt neben ihm liegen etwa die "Gräber der Noblen" oder der Totentempel Ramses II., die wir im Anschluss besuchten. Wir hatten allerdings keinen Guide dabei, wir mieteten uns ein Taxi für den gesamten Tag. Aus Sicherheitsgründen darf das Taxi allerdings nicht bis zum Eingang fahren, sondern der Taxifahrer ließ uns 200 m vorher aussteigen.


Geschichte
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Der Terassentempel liegt 3-stufig eng an den Hang geschmiegt und stammt aus der 18. Dynastie. Es baute der Hofbaumeister der Hatschepsut, Senenmut, der sich in der unteren Terrasse sogar sein eigenes, allerdings nicht vollendetes Grab einplante. Da Hatschepsut auch von der Damnatio memoriae betroffen war, wurden viele Wandbildnisse zerstört, auch der Tempel wurde beschädigt. Um die Rekonstruktion machen sich bis heute polnische Archäologen verdient.

Nach Ende der Ptolemäischen Zeit wurde auf dem Tempel ein koptisches Kloster errichtet, das bis ins 11. Jahrhundert Bestand hatte.

Die Bilder aus dem Hatschepsut-Tempel kennt man aus Europa eher negativ besetzt, nachdem im November 1997 islamische Aktivisten mit Maschinengewehren bewaffnet auf der oberen Empore 68 Menschen grausam hinrichteten und verstümmelten - hauptsächlich Schweizer. Anzeichen davon gibt es heute keine mehr, außer vielleicht in Form von etwas ausführlicheren Sicherheitskontrollen und eben, dass man nur registrierte Guides bis zum Parkplatz lässt.


Unser Eindruck
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Morgens um halb 7, noch leicht benebelt, standen wir (auf Empfehlung des grandiosen Taxifahrers) als erste Touristen des Tages vor diesem sagenhaften Monument. Kaum zu glauben, dass die Fertigstellung nicht erst vor einem Jahr war, sondern vor beinahe 3500 Jahren.

Mit den Tickets muss man ein bisschen schauen. Man bekommt das normale Ticket für 60 L.E., dazu bekommt man noch ein Zugticket angeboten. Wir wussten erst nicht so genau, was das war, da der Tempel aber schon in Sichtweite war, haben wir verzichtet - im Nachhinein stellte sich das als Bimmelbahn heraus, die einen die rund 300 Meter vom Eingang zum Tempel fährt. Das sollte morgens um halb 7 allerdings kein größeres Problem darstellen.

Alleine zu sein hat seine Vor- und Nachteile. Leider sind auch hier wieder einige der Guards auf ein Bakschisch aus und verfolgen einen, um einem zu erklären, dass man da gerade Anubis sieht (in nicht vorhandenem Englisch). Und die wird man auch leider nicht mehr los. Wir haben irgendwann eine Strategie entwickelt, indem wir unserem (übrigens sehr hilfreichen) Michael Müller Reiseführer Niltal etwas intensiver studierten und sie einfach komplett ignorierten - irgendwann ließen sie dann komplett ab. Aber man braucht durchaus Geduld, hier mehr als anderswo.

Der Tempel beeindruckt allerdings nicht nur aufgrund seines grandiosen Zustandes, perfekt schmiegt er sich an den Felsen an und auch die einzelnen Kapellen besuchen, die grandiose Wandzeichnungen darbieten. Auf der oberen Terrasse wachen 4 Osiris-Figuren am Ende der Rampe, der Gott des Jenseits und der Wiedergeburt.

Für mich ist der Tempel der Hatschepsut ein absolutes MUSS in Theben-West. Auch wenn ich wirklich unerklärliche Beklemmungen gespürt habe, was wohl wie sich später herausstellte, an den Bildern lag, die ich damals als 13jährige in den Nachrichten gesehen haben muss. Denn irgendwie wusste ich sofort, dass diese Schießerei damals hier war. Dennoch hat für mich das Staunen überwogen, das Staunen über eine Baukunst, die heute (zumindest von Weitem) noch aussieht wie neu.

In diesem Sinne

Eure Anke

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