Donnerstag, 15. Oktober 2015

[Ägypten] Gottverlassener Ort

Hallo Leute!

Ägypten ist nicht nur ein muslimisches Land, sondern auch Mittelpunkt der koptischen Kirche. Auch Assuan hat einen großen, koptischen Dom - und eine ganz besondere Klosterruine.

St. Simeon
^^^^^^^^

Lage
^^^^^
Das Kloster liegt etwa 20 Minuten Fussmarsch vom Mausoleum des Aga Khan entfernt mitten in der Wüste, die an dieser Stelle bis an den Nil reicht. Von Assuan aus kommt man ausschließlich mit dem Schiff dorthin. Wir hatten uns für eine Tour zum Gräberfeld und zu St. Simeon eine Feluke (traditionelles Nilsegelboot) mit Captain gemietet für 200 L.E. (4 Stunden). Das Anmieten des Bootes ist kein Problem, man kommt kaum auf die Corniche, schon wird man angesprochen und mit ein bisschen verhandeln kommt man auch zu einem vernünftigen Preis (aber immer bedenken "Good Price = Good Tip").

Bezüglich des Fussweges immer bedenken: Man läuft zwar nur etwa 20 Minuten, aber es ist Wüste. Der Weg ist zwar befestigt, aber es ist richtig heiß. Also WASSER NICHT VERGESSEN.

Auf dem Weg dorthin kommt man an einem neueren, Eremitenkloster vorbei, das allerdings abgeriegelt war und zur Besichtigung nicht offensteht.


Öffnungszeiten, Eintrittspreis
^^^^^
Der Eintritt kostet 30 L.E. pro Person. Geöffnet ist von 9 bis 17 Uhr. Und die Jungs, die dort sitzen, freuen sich auch über eine Kleinigkeit - Wasser zum Beispiel filtern sie sich mit einem Sandsteinfilter. Ich habe ihnen eine Tüte Chips aus dem Lunchpaket vom Hotel und einen Kugelschreiber geschenkt und sie waren absolut begeistert.


Geschichte
^^^^^
Die ältesten Gebäude des Klosters stammen schon aus dem 6. Jahrhundert. Erstmals urkundlich erwähnt wurde es 571, als der Bischof von Syrene (heute Assuan) die Erlaubnis erteilt wurde. Zu seinen Hochzeiten im 10. und 11. Jahrhundert befand sich hier Platz für bis zu 300 Mönche. Zusätzlich hatte man einen großen Schlafsaal für Pilger.

Doch ab 1173 beginnen die Probleme, als das Kloster bei einem Angriff der Truppen Sultan Salah ad-Din stark beschädigt wurde. Auch militante Beduinen griffen das Kloster immer wieder an. Auch die Versorgung mit Wasser war nicht immer leicht. Auch wenn der Nil ganz nah scheint, muss das Wasser erst einmal durch die Wüste nach oben transportieren.

Die Araber zerstörten das Kloster 1321 endgültig und töteten die Mönche. Seit dem wurde das Kloster aufgegeben, heute stehen nur noch Ruinen.


Fazit
^^^^^^
Wenn ich mein Lieblingsort in Assuan nennen sollte, gehört das Kloster Simeon ganz weit oben auf die Liste. Zwar habe ich mich ordentlich gequält, um überhaupt dorthin zu kommen - man sollte definitiv entweder möglichst früh kommen und/oder Sonnenschutz und Wasser nicht vergessen.

Doch dort angekommen, war ich wirklich begeistert. Vor allem wenn man bedenkt, dass das Kloster 1321 verlassen wurde, ist es noch in einem erstaunlich gutem Zustand. Das erkennt man schon im Grundgeschoss. Hier kommt man in die Reste der Kirche, in der man Reste alter Fresken findet, die vor fast einem Jahrtausend dort angebracht und seit dem nicht weiter gepflegt wurden.

Besonders berührt hat mich allerdings das Dormitorium mit den Mönchszellen, das - mal abgesehen von ein paar Vogelnestern - in einem Zustand ist, als würde sich gleich der Abt zur Ruhe betten. Auch findet man eine alte Ölpresse, die gleich wieder in Betrieb genommen werden könnte.

Beeindruckend ist aber die Stimmung an diesem Gottverlassenen Ort. Wir waren sicherlich an diesem Tag die einzigen Besucher, konnten die Ruinen also ganz frei erkunden. Der obligatorische Wächter (in weißer Uniform und Kanone), die man bei jeder Sehenswürdigkeit und in jedem Hotel findet, lag in einer Nische im Tiefschlaf.

Ein Besuch im St. Simeon gehört für mich eher zum Pflichtprogramm als etwa der unfertige Obelisk, der von fast allen Reisegruppen angesteuert wird. Besonders für alle diejenigen, die gerne solche alten Gemäuer erkunden.

Von mir gibt es ganz klare 5 Sterne.

In diesem Sinne

Eure Anke

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen