Montag, 15. Dezember 2014

Auf den Spuren der Kreuzzüge (2): Faszination

Hallo Leute!

Nun habt ihr in meinem letzten Bericht schon erfahren, wo ich mein letztes (verlängertes) Wochenende verbracht habe. Ich habe mich auf eine Abenteuerreise in den Nahen Osten begeben - Ziel: Jerusalem.

Jerusalem
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Aktuelle Lage
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Die aktuelle Lage in dieser traumhaft schönen Stadt ist wirklich irritierend. Die letzten Aufstände und Zwischenfälle zwischen den Palästinensern und den Israelis liegen noch nicht lange zurück. Sie gingen ja in Deutschland groß durch die Medien. Der Streit um diese historische Stadt, der vor allem zwischen Moslems und Juden immer wieder schwielt, geht neben dem Streit um die religiös wichtigen Orte am Tempelberg, aber auch um Siedlungsraum, da beide Parteien Jerusalem als die Hauptstadt ihrer Länder für sich beanspruchen.

Wenn man als Europäer das erste mal in die Stadt kommt, fällt einem gleich auf, dass an jeder Ecke eine Gruppe von israelischen Soldaten mit einer Utzi in der Hand stehen. Gerade in der Altstadt bekommt man schon einen Kloß im Hals. Besonders schlimm ist es aber, wenn man den Tempelberg besucht, der nur zu kleinen Zeitfenstern überhaupt von Nicht-Moslems betreten werden darf. Man geht direkt neben der Klagemauer einen überdachten Steg hinauf. Dort geht man dann auf relativ dichtem Weg an gleich 10 Soldaten mit Maschinengewehr vorbei. Ich fand irritierend, wie selbstverständlich die jungen Männer mit einem Maschinengewehr am Körper in der Öffentlichkeit herumstehen, mit der Kippa auf dem Kopf.


Unser Aufenthalt
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Unser Hotel lag nur wenige Minuten von der Altstadt entfernt an der Ben Yehuda in einer Fussgängerzone. Von dort war alles zu Fuss erreichbar. Zur Altstadt (New Gate) liefen wir 5 Minuten, zum Israelmuseum und zur Kneset liefen wir etwa 15 Minuten - optimale Lage also.

Am ersten Tag liefen wir auf dem Ramparts Walk. Ab dem Jaffa Gate kann man hier auf den Zinnen der alten Stadtmauer entlanglaufen. Das ist ganz toll, da man von hier aus einen optimalen Überblick über die Stadt bekommt. Ab dem Löwentor gingen wir dann durch die Basare des Muslimischen Viertels und entlang der Via Dolorosa bis zur Grabeskirche. Für europäische Katholiken ist das Gewühle, was dazu herrscht, geradezu irritierend, aber schon ziemlich cool. Einen kleinen Abstecher wagten wir noch zur Klagemauer - hier muss man sich darauf einstellen, dass man an der Sicherheitskontrolle durchleuchtet wird.

Am zweiten Tag ging es zunächst zum Israel-Museum. Dort sind vor allem die berühmten Qumran-Rollen interessant, die in einem Schrein dort aufbewahrt werden. Mit dem Taxi ging es dann zum Ölberg. Dort besuchten wir die Vater Unser Kirche, die Himmelfahrtskirche, die Kirche Tränen des Herren und den Garten Gethsemane und das Grab der Jungfrau Maria.

Tag 3 (übrigens Sabbat) führte uns zunächst zum Gartengrab und dann zur Höhle des Zedekiah, die tief unter die Altstadt führt. Dann gingen wir erneut entlang der Via Dolorosa vom Damaskustor hinüber zur Erlöserkirche. Von dort gibt es einen wunderbaren Rundblick, es ist der höchste Turm der Altstadt).

Der vierte Tag war der letzte, daher hatten wir hier nur den Vormittag. Hier hatten wir das Glück, den Tempelberg besuchen zu können. Zwar kann man die Moschee und den Felsendom nicht besuchen, aber dennoch ein beeindruckendes Erlebnis. Leider blieb uns nur eine Stunde, nur 2 Stunden darf man als Nicht-Muslim hinauf. Und dann ging es schon wieder zurück Richtung Heimat.







Fazit
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Jerusalem ist eine ganz tolle Stadt, in der es wirklich viel zu gucken gibt. Gerade wenn man ein kleines bisschen bibelfest ist, gibt es hier an jeder Ecke einen Ort, an dem man auf biblische Spuren trifft - vom Tempelberg bis zu den Wegen Jesu am Ölberg, bis hin zum Gartengrab und der Himmelfahrtskapelle - Jesus ist hier einfach überall. Gleichzeitig geht es aber an Orten wie der Via Dolorosa zu wie auf einem ägyptischen Basar. Da ziehen dann die christlichen Pilgergruppen mit einem Kreuz auf der Schulter vorbei (das kann man sich hier übrigens leihen) oder am Gartengrab, wo eine große Gruppe aus Afrika lautstark einen Gospel anstimmt.

Am Sabbat ist die Stadt dann plötzlich wie ausgestorben. Das war schon krass. Wir sind schüchtern ins jüdische Stadtviertel gelaufen - dort war kaum jemand auf der Straße, da sollte man also entsprechend auf die christlichen und muslimischen Stadtteile ausweichen.

Besonders irritierend war der Zugang zum Tempelberg. Der darf von Nicht-Muslimen nur durch das Marokko-Tor betreten werden, direkt rechts neben der Klagemauer. Hier muss man erst erneut durch die Sicherheitskontrolle, hier einen Pass vorzeigen und dann über die Brücke vorbei an bewaffneten Soldaten (und zwar einigen) hinauf.

Jerusalem ist traumhaft schön, aber auch eine Stadt mit riesigen Problemen - ungefährlich ist die Reise dorthin sicher nicht, da immer wieder Unruhen und Aufstände ausbrechen können. Dennoch ist sie definitiv eine Reise wert.

In diesem Sinne

Eure Anke

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